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Die moderne Gesellschaft braucht die moderne Landwirtschaft!

10. 03. 2017

Unter diesem Motto diskutierten am Donnerstag, den 09. März 2017 auf dem 23. Verbandstag unseres Bauernverbandes in Luckau Vertreter aus Politik, Landwirtschaft und Wissenschaft vor rund 200 Teilnehmern ihr Verständnis von einer modernen Landwirtschaft und wie sie sich behaupten kann. In einer lebhaften Podiumsdiskussion fühlte Moderator Dietrich Holler seinen Gästen kräftig auf den Zahn.

 

Die Palette an Problemen, die Südbrandenburger Landwirte gegenwärtig beschäftigt, ist groß. Sie reicht von niedrigen Preisen für Milch und andere Agrarprodukte über eine Verschärfung des Düngerechts, Forderungen nach mehr Tier- und Umweltschutz bis hin zu wachsenden Wolfs- und Wildpopulationen sowie organisierten Viehdiebstählen.

 

Mehr Verlässlichkeit, weniger Verbote

Oberste Priorität für landwirtschaftliche Betriebe haben aus Sicht unseres Vorsitzenden Thomas Goebel aktuell vor allem verlässliche politische Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit schaffen. Dazu gehöre auch die weitere finanzielle Unterstützung notwendiger Investitionen und Modernisierungsmaßnahmen. „Die einzelbetriebliche Investitionsförderung ebenso wie der Erhalt der Direktzahlungen sind gerade jetzt unabdingbar, denn es handelt sich um eine Förderung, die auch eins zu eins beim Bauern ankommt“, erläuterte Goebel. Landwirtschaftsminister Jörg Vogelsänger sicherte zu: „Wir wissen, dass die Direktzahlungen für die Betriebe existenziell wichtig sind. Deshalb wird es mit mir keine Umschichtung geben.“ Die erwartete Antwort auf einen konkreten Auszahlungstermin für die noch ausstehenden Fördermittel aus dem für Landwirte wichtigen KULAP-Programm blieb er trotz mehrfacher Nachfrage dennoch schuldig. „Ich kann nur versprechen, was ich auch halten kann. Wir befinden uns aber auf der Zielgeraden“, so der Minister. Die ausufernde Bürokratie und immer neue Auflagen und Verbote für Landwirte kritisierte Thomas Goebel. Er sei davon überzeugt, dass sich die Probleme unserer Zeit durch Innovation und Vorwärtsdenken besser lösen lassen als mit altem Klischeedenken. „Gute fachliche Praxis muss kontinuierlich im Austausch mit Landwirten sowie Wissenschaft und Forschung weiterentwickelt und nicht durch ideologische Verbote und bürokratische Hürden behindert werden“, forderte er.

 

Faire Preise statt Almosen

Für mehr Augenmaß und Anerkennung der Arbeit der Bauern plädierte die Geschäftsführerin unseres Bauernverbandes Südbrandenburg Carmen Lorenz. „Unsere Landwirte haben bereits hohe Summen in mehr Umweltschutz und Tierwohl investiert. Um dieses Niveau halten und weiter ausbauen zu können, brauchen sie eine angemessene Entlohnung für ihre Produkte.“ Für Lorenz steht fest: „Noch höhere Standards kann es nicht zum Nulltarif und auf Kosten der Bauern geben.“ Die deutliche Kritik an der Preispolitik der Weiterverarbeiter äußerte sich auch in kulinarischer Form: Statt der sonst üblichen Molkereiprodukte gab es für die Gäste des Verbandstages frische Vollmilch und Äpfel von regionalen Erzeugern. „Das ist ein klares Zeichen gegen das Preisdumping der Molkereien. Wir brauchen keine Almosen, sondern faire Preise für die Erzeugnisse unserer Bauern“, erläuterte Lorenz. In seinem Vortrag über den Milchmarkt bescheinigte Prof. Holger Thiele vom ife Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel den Milchbauern eine hohe Anpassungsfähigkeit. Doch die helfe wenig, wenn der Verbraucher letztlich nicht bereit sei, für die Mehrkosten höherer Standards zu bezahlen. Den Milchbauern empfahl er eine stärkere Absicherung über die Börse und Festpreisvereinbarungen mit den Molkereien. Für Aufheiterung sorgte seine Antwort auf den Einwand des Moderators, dass der Börsenmarkt bei deutschen Milchproduzenten nicht allzu beliebt sei. „Das Gegenteil von Realwirtschaft? Ich würde es Finanzwirtschaft nennen“, so Thiele schmunzelnd.

 

Unbequeme Fragen, kontroverse Antworten

Traditionell wird auf unserem Südbrandenburger Verbandstag offen und kontrovers diskutiert – in diesem Jahr in einem neuen Format. Neben Minister Jörg Vogelsänger und dem Brandenburger Landesbauernpräsidenten Henrik Wendorff stellten sich auch die Bundestagsabgeordnete Dr. Kirsten Tackmann, Dr. Rainer Gießübel vom Bundeslandwirtschaftsministerium und Milchexperte Prof. Thiele in einer Podiumsdiskussion den z.T. unbequemen Fragen des Moderators zu Milchpreisen, Image der Landwirtschaft und EU-Politik. Zudem sorgten Wortmeldungen der Verbandsmitglieder für reichlich Zündstoff. So kam insbesondere das von der Politik oft gepriesene Thema Regionalität auf den Prüfstand. Bemerkenswert kritisch fiel die Einschätzung von Landesbauernpräsident Wendorff aus: „Bei allen Vorteilen, die starke regionale Marken für einen Teil der Erzeuger hätten, dividiert eine solche Entwicklung die Milchbranche auseinander, statt sie zu einen.“ Zudem fehle aus seiner Sicht dafür in Brandenburg derzeit die nötige Infrastruktur.

Dr. Anja Müller-König, Geschäftsführerin der Agrargenossenschaft Goßmar, die zugleich Betreiberin der Luckauer Milchtankstelle ist, stellte klar: „Regionale Direktvermarktung ist wichtig, gerade auch für eine gute Versorgung bei uns auf dem Land, aber sie rettet unsere Betriebe nicht. Wir produzieren für die urbanen Räume - die mit Abstand größten Endabnehmer unserer Produkte. Das Vertrauen der städtischen Verbraucher ist letztlich das, was wir brauchen, um uns behaupten zu können“, brachte sie es auf den Punkt. Auf die abschließende hypothetische Frage des Moderators an die Bundestagsabgeordnete Tackmann, was sie als Landwirtschaftsministerin an ihrem ersten Amtstag tun würde, antwortete sie mit Blick auf Debatten, die auf eine Abschaffung der Landwirtschaft zielen: „Ich würde der Landwirtschaft ganz klar sagen, dass ich sie will! Und dann würde ich all meine Handlungen an diesem Grundsatz messen lassen“, so Tackmann.

 

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