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Erweiterte Vorstandssitzung mit Staatssekretärin Bender

29. 07. 2020

Radensdorf - Erstmalig war Silvia Bender, Staatssekretärin im brandenburgischen Landwirtschaftsministerium, zu Gast auf der erweiterten Vorstandssitzung des Bauernverbandes Südbrandenburg. Gastgebender Betrieb war die  Agrargenossenschaft Radensdorf, die mit ihren rund 600 Milch- und 500 Mutterkühen, 54 Mitarbeitern und 3 Lehrlingen ein wichtiger Arbeitgeber in der Spreewaldregion ist. Themen waren u.a. die Zukunft des Ökolandbaus, Regionalität, Milch- und Schweinepreise, Düngeverordnung, Agrarstruktur, Agrarumweltprogramme, Naturschutz, Fotovoltaik, Bürokratieabbau und positive Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft.

 

Auf aktuell 4128 Hektar betreibt das Unternehmen seit zwanzig Jahren ökologischen Landbau. Den politisch gewollten weiteren Anstieg der Anzahl ökologisch wirtschaftender Betriebe bei z.T. sinkenden Preisen für Bioprodukte, verfolgt nicht nur die Agrargenossenschaft mit Sorge. Der Markt sei in vielen Bereichen bereits gesättigt. Biogetreide und Biofleisch müsse teilweise zu konventionellen Preisen vermarktet werden. Staatssekretärin Bender versicherte, dass man "kein Interesse an einem Kollabieren der Märkte" habe. Für das erklärte Ziel von 20% Ökolandbau in Brandenburg müsse es auch einen Markt geben. Vor allem im Gemüsebereich sehe man eine hohe Nachfrage, die derzeit noch nicht regional bedient werden könne. Angesichts des bereits sehr hohen Anteils von Biobetrieben, der in Dahme-Spreewald bei über 30% liegt, warb Verbandschef Thomas Goebel dafür, verstärkt auf das Kriterium regional statt bio zu setzen. Für regionale Bioprodukte, die in der Produktion deutlich teurer seien als ihre ausländische Konkurrenz, fehle häufig die Zahlungsbereitschaft der Verbraucher. Im Supermarkt würde eher zu preiswerteren Bioprodukten aus dem Ausland gegriffen. "Kurze Transportwege und hohe Qualitätsstandards sind wichtige Argumente, die auch für konventionell erzeugte Lebensmittel aus der Region sprechen", so Goebel.

 

Teilnehmer kritisierten, dass aus ihrer Sicht positive Leistungen der Landwirte in Sachen Naturschutz und Artenvielfalt seitens des Ministeriums zu wenig anerkannt und in den Medien kommuniziert würden. "Viele Dinge wie Fruchtfolgen oder Blühstreifen praktizieren wir bereits seit Jahren vorbildlich, dennoch überwiegt die negative Berichterstattung", kritisiert Landwirt Peter Schollbach aus Kemmen. Nach Informationen des Landwirtschaftsministeriums haben allein im letzten Jahr  Landwirte in Brandenburg knapp 10.000 Hektar Blüh- und Ackerrandstreifen angelegt. "Auch für uns als Ministerium ist es nicht immer einfach, mit positiven Nachrichten in der Presse durchzudringen", räumte Staatssekretärin Bender ein.

 

Aufklärung verspricht Bender beim Thema rote Messstellen. Obwohl die Agrargenossenschaft Radensdorf seit Jahrzehnten ihre Flächen ökologisch bewirtschaftet, liegt sie in einem ausgewiesenen roten Gebiet. "Das kann uns niemand erklären", sagt Vorstandsmitglied Jörg Scupin. Ihn und seine Kollegen ärgert, dass trotz ungeklärter Ursachen beim Thema Nitrat der Landwirtschaft pauschal die Schuld angelastet werde. Festgestellten Belastungen müsse genauer auf den Grund gegangen und mit den Betroffenen direkt gesprochen werden.

 

Lob und Dank gab es hingegen für das Corona-Soforthilfeprogramm des Landes, das speziell für Landwirtschaftsbetriebe aufgelegt wurde, die von der Corona-Krise stark betroffen waren. "Diese Hilfe war zielführend und hat notleidenden Betrieben wirklich geholfen. Dafür ausdrücklichen Dank", sagte Silke Müller, Vorsitzende der Agrargenossenschaft Golßen. Positiv aufgenommen wurde auch die vergleichsweise unbürokratische Umsetzung der Hilfen. "Das war der erste Antrag seit Langem, den ich als Landwirt ohne Berater selbst ausfüllen konnte", so Frank Neczkiewicz, Geschäftsführer der Landwirtschafts-GmbH Finsterwalde.

 

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